Das Dilemma des Euro-Raums

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Die strukturellen Verwerfungen im Euro-Raum lassen sich nach Heiner Flassbeck, einem renommierten deutschen Wirtschaftswissenschaftler, mit der erneuten Geldflut durch die EZB nicht kitten. Ausschlaggebend wäre vielmehr die Angleichung der Lohnstückkosten.

Produktivität und Lohnkosten - die entscheidenden Größen

Die Unterschiede der einzelnen Euro-Länder bei den Lohnstückkosten, die sich aus dem Verhältnis von Produktivität und Lohnkosten ergeben, sind nach Flassbeck die entscheidende Ursache für die enormen Ungleichgewichte. Schossen die südlichen Mitgliedsländer deutlich über die angepeilten Werte hinaus, zahlten also mehr Lohn, als es bei der vorhandenen Produktivität angemessen gewesen wäre, drückten Österreich und vor allem Deutschland die Kosten weit unter den Durchschnitt. Die so erzielten Vorteile auf dem internationalen Markt schlagen sich eindrücklich in den Außenhandelsbilanzen nieder - Deutschland gilt nicht ohne Grund als Exportweltmeister.

Exportüberschuss und -fehlbetrag - zwei Seiten einer Medaille

Was aber als Überschuss in einem Euro-Land erwirtschaftet wird, muss zwangsläufig zu Lasten der anderen gehen - mit all den logischen Konsequenzen. Selbst die künstliche Schwächung des Euro, die mit aller Macht von der EZB betrieben wird, kann hier nichts retten. Griechenland wurde dazu gezwungen, die Lohnkosten drastisch zu reduzieren - mit fatalen Folgen für die eigene Wirtschaft. Der Einbruch kann auf rund 25 Prozent beziffert werden und nimmt damit historische Ausmaße an. Selbst wenn auch Italien, Spanien und Portugal weiter sparen, was für die Länder katastrophal wäre, ändert sich nichts am Dilemma: Österreich und Deutschland müssten ihre Lohnkosten dramatisch erhöhen, um die Unterschiede auszugleichen. Flassbeck sieht hier die einzige Chance, das Überleben der Gemeinschaftswährung zu sichern. Ansonsten prognostiziert er den Zusammenbruch spätestens 2017 - mit der Wahl in Frankreich.

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